Menschenrechte in Seenot. Günter Grass im Gespräch mit Stefan Schmidt (Kapitän der Cap Anamur) über Grenzerfahrungen, Flucht und Humanität
Gleichzeitig Eröffnung der Foto-Plakat-Ausstellung „Gestrandet – Flüchtlinge an den Südküsten Europas“.
Mittwoch, 23. September 2009 um 18.00 Uhr
Audienzsaal des Lübecker Rathauses
Moderation: Jörg-Dieter Kogel, Radio Bremen
Musik: Jana Nitsch
Der Anlass
Am Mittwoch, dem 7. Oktober 2009 soll auf Sizilien das Urteil im Prozess gegen den Lübecker Kapitän Stefan Schmidt und Elias Bierdel, den ehemaligen Vorsitzenden der Hilfsorganisation Cap Anamur, gesprochen werden. Angeklagt sind sie, weil sie im Juni 2004 vor der Küste Italiens 37 afrikanische Flüchtlinge aus Seenot gerettet haben. Die italiensche Staatsanwaltschaft fordert dafür jeweils Geldstrafen in Höhe von 400.000 Euro und vier Jahre Haft. International wird Protest erhoben gegen die völkerrechtswidrige Kriminalisierung der Rettungsaktion.
Die Bürgerschaft der Stadt Lübeck, Kirchen, Vereine und Initiativen haben ihre Solidarität mit den Angeklagten öffentlich bekundet. Günter Grass hat sich in einem Brief an die deutsche Justizministerin mit der Bitte um Intervention gewandt. Die internationale Liga für Menschenrechte hat Kapitän Stefan Schmidt für die Auszeichnung mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2009 nominiert.
Die Veranstaltung
Günter Grass und Stefan Schmidt verfügen beide über prägende biographische Erfahrungen zum Thema Flucht. Daraus resultieren entscheidende Perspektiven für das jeweilige Werk und Handeln. Im Fokus des Gespräches steht der unübersehbare Konflikt zwischen internationalen Menschenrechtsstandards und europäischer Grenzpolitik, die massenhaftes Sterben zur Folge hat.
„Gestrandet – Flüchtlinge an den Südküsten Europas“
Die Ausstellung ist eine Dokumentation mit Fotos und Texten zu
folgenden Themen:
- Das tausendfache Sterben im Atlantik und im
Mittelmeer - Die Lebenssituation in den Ländern Westafrikas am Beispiel von Mali
- Fluchtstationen afrikanischer Flüchtlinge
- Von Evian nach Brüssel: Stationen europäischer
Flüchtlingspolitik - Die Rettungsfahrt der „Cap Anamur“ im Mittelmeer
und ihre Folgen - Frontex – die europäische Organisation zur Grenzabwehr
von Flüchtlingen und die kilometerlangen - Zäune an der spanisch-afrikanischen Grenze
Die Ausstellung wurde erstellt von Jürgen Schulz, Nord-Südforum
Fürstenfeldbruck und mit dessen freundlicher Genehmigung nachgedruckt zur Verwendung als Wanderausstellung in Lübeck und
Schleswig-Holstein. Zur Herstellung eines lokalen Bezuges wurde mit freundlicher Genehmigung des Willy-Brandt-Hauses eine Tafel ergänzt. Das Projekt wird aus öffentlichen Mitteln vom Land Schleswig-Holstein über den Sozialen Vertrag I durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband gefördert.
Die Ausstellung wird gezeigt:
- vom 23. – 27. September 2009 im Vorraum der Großen Börse des Lübecker Rathaus nach Absprache (Tel.: 81933 oder 0171-2001756) auch bis zum 4.10.09
- vom 15. – 27. November 2009 in der St. Jakobi Kirche nach Absprache für Gruppen
- vom 3. März bis 9. Mai 2010 im Museum Burgkloster